Wiener Philharmoniker
Dirigent: Karl Böhm
Ludwig Van Beethoven
Symphonie Nr. 6 F-Dur op. 68 „Pastorale“
1. Erwachen heiterer Empfindungen bei Ankunft auf dem Lande / Allegro ma non troppo
2. Szene am Bach / Andate molto mosso
3. Lustiges Zusammensein der Landleute / Allegro
4. Gewitter – Sturm / Allegro
5. Hirtengesang. Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm / Allegretto
Ouvertüre „Egmont“ op. 84
1. Musik zu Goethes Tragödie
Behutsam und sorgfältig von Georg Burdicek (Tonzauber) von den Original-Masterbändern remastered
Diese LP wurde in Kooperation mit Pro-Ject Audio Systems produziert um den authentischen Klang und das Musikerlebnis dieses berühmten Konzertes im Großen Saal des Wiener Musikvereins wiederzugeben. Gepresst wurde diese LP auf 180g Vinyl in höchster Präzision und Qualität im Pallas-Presswerk in Deutschland.
Im Jahre 1803 notierte Beethoven in sein Notizbuch: „Murmeln der Bäche, andante molt(o), je größer der Bach je tiefer der Ton“ und machte sich erste Skizzen für den Tanzrhythmus des dritten Satzes. Fünf Jahre später bezeichnete er die ersten drei Sätze als Szenen: „Scena ankunft auf dem lande wirkung auf’s gemüth“; „Scene am Bach“; „Scena Festliches Zusammensejn“ und fügte hinzu: „Auch ohne beschreibungen wird man das ganze welches mehr Empfindung als Tongemählde erkennen.“ Schließlich setzte er seiner sechsten Symphonie den Satz voran: „Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei“.
So sehr sich Beethoven bei seiner„Pastoral-Sinfonie oder Erinnerung an das Landleben“, von Natureindrücken inspirieren ließ, so wenig liegt mit dieser F-Dur-Symphonie eine Beschreibung der Natur vor. Es ist die Idee der Natur, die Beethoven in die Form einer nicht wie üblich vier-, sondern fünfsätzigen Symphonie gießt. Thematisch baut diese F-Dur-Symphonie im Wesentlichen auf dem Dreiklang. Bereits in der Einleitung des ersten Satzes wird das prägende Material des folgenden Allegro vorgestellt. Seine charakteristische Klangfarbe erhält dieser Satz nicht zuletzt durch vom Dudelsack und der Drehleiter angeregte Halteklänge. Als erweitertes Rondo konzipiert ist die „Szene am Bach“ mit ihren tonmalerischen Anklängen an Vogelstimmen. Ob der Kuckucksruf darin Gustav Mahler besonders gefallen ist? Jedenfalls findet sich eine solcher zu Beginn seiner ersten Symphonie.
Dem Charakter der Deutschen Tänze entspricht der die Stelle eines Scherzos einnehmende dritte Satz, ein derb auftrumpfendes Allegro, das direkt in den dramatischen Höhepunkt der Symphonie führt: in die Gewitter- und Sturmszene. Darin wird das Grollen des Donners durch Sechzehntel-Quintolen in den Celli und Kontrabässen, der Regen als aufzuckende Vierton-Figur in den Geigen gezeichnet. Das pausenlos anschließende Finale führt wieder in die durch ruhige Bewegtheit bestimmte Atmosphäre des Stirnsatzes. Dass Beethoven auf die hier verwirklichte Rondo-Idee bei seinem späten Streichquartett Opus 132 zurückgekommen ist, hängt mit dem Gleichklang der Themen zusammen: Im Finale der „Pastorale“ danken die Hirten dafür, dass der Sturm nachgelassen hat, im Streichquartett dankt ein zuvor von schwerer Krankheit geplagter Mensch Gott für seine Genesung.
In der Geschichte der Wiener Philharmoniker nimmt der 1894 in Graz geborene, 1981 in Salzburg verstorbene Karl Böhm eine besondere Stellung an. 1967 verlieh das Orchester dem promovierten Juristen als erstem den Titel „Ehrendirigent“. Diese Auszeichnung wurde in der bisherigen Geschichte der Wiener Philharmoniker später nur mehr 1980 Herbert von Karajan zuteil. Wie innig das Verhältnis zwischen Dirigent und Orchester war, lässt sich an jenen Worten ablesen, die Böhm anlässlich seines letzten Zusammentreffens mit den Philharmonikern bei der abschließenden Tonaufnahme für eine Verfilmung der Oper „Elektra“ von Richard Strauss, zu dessen erklärten Lieblingsdirigenten Böhm zählte, richtete: „Ich habe sie geliebt, wie man einen Menschen lieben kann. Als ich sie das erste Mal gehört habe, im Stehparterre des Musikvereins, als ich das erste Mal ‚Tristan’ in der Staatsoper dirigieren durfte.“
Der Erfolg dieser „Tristan und Isolde“-Aufführung in der Wiener Oper, deren Direktor Böhm zwischen 1943 und 1945 sowie 1954 und 1956 war, führte auch zu seinem ersten Konzert mit den Wiener Philharmonikern im April 1933. Sein letztes dirigierte er 1980 in Japan. Zählt man seine 667 Auftritte in der Wiener Staatsoper dazu, dann stand der mit dem Titel Österreichischer Generalmusikdirektor geehrte Karl Böhm 1430 Mal am Pult der Wiener Philharmoniker. Nicht eingerechnet sind dabei die zahlreichen Sitzungen für die vielen Platten, die er mit dem Orchester in diesen 48 Jahren ihrer Zusammenarbeit aufgenommen hat. Wie Anfang der 1970iger Jahre eine viel gelobte Gesamtaufnahme der Beethoven-Symphonien sowie einiger Ouvertüren, darunter die „Egmont“, die Beethoven 1810 für eine Wiener Aufführung von Goethes Trauerspiel komponiert hat. Aufnahmen, die ein beredtes Zeugnis für Böhms durch Genauigkeit und Natürlichkeit des Ausdrucks geprägtes Musizierideal und sein untrügliches Gefühl für Tempi geben.